John Peel Archive: Ein Online-Schlaraffenland wird eröffnet
Auf meiner Website hier habe ich ja schon mal einen Artikel über Alan Bangs geschrieben, den ich sehr verehre. Der Ursprung alles dessen, was Alan Bangs als Radiomoderator geleistet hat, liegt m.E. bei John Peel. John Peel war nicht irgendein DJ: keine Hörerwünsche, kein nerviges Gequatsche. keine Profilneurosen, keine Interviews, kein Promiklatsch. Bei Peel ging es um die Musik.
Er war ein Katalysator für ungewöhnliche Töne und Wegbereiter zahlreicher Karrieren im Bereich des psychedelischen und progressiven Rock & Pop, wie z.B. Pink Floyd, seit 1967 Stammgäste in seiner Show beim Piratensender Radio London und später bei Radio 1 (BBC). Ihre Musik bezeichnete er als „den Klang sterbender Galaxien“. Seine Mission: statt dem üblichen Klamauk und hohlbirnigen Geblubber (vgl. 1 Live) präsentierte er Künstler und Songs, die Andere nicht mit der Kneifzange angefasst hätten, war dabei aber immer dem Puls der Zeit einen Schritt voraus.
Er servierte Neuheiten, die sonst nirgendwo stattfanden und die aufregend anders waren als alles bis dahin Gehörte, und wurde damit zur Stimme des globalen musikalischen Underground und zum Türöffner für zahlreiche Kultbands. Natürlich war er Vinyljunkie (26.000 LPs, 40.000 Singles plus CDs ohne Ende).
Nick Mason von Pink Floyd sagte: „Der Grund, warum in den letzten Jahren so wenig Spannendes in der Musik passiert ist, liegt nicht zuletzt daran, dass John Peel nicht mehr da ist. Dass es niemanden gibt, der ein Ohr für merkwürdige Sachen hat – und den Mut, sie zu spielen.“
Herzstück von Peel’s Sendungen waren die sog. Peel-Sessions: Bands bzw. Solokünstler spielten für ihn live und exklusiv im Studio kurz und knackig vier ihrer Stücke ein. In den Maida Vale Studios von BBC kam es so zwischen 1967 und 2004 zu Auftritten von 2000 Acts und insgesamt 4000 Sets à 15 Minuten. Darunter die blutjungen und zum Teil noch unentdeckten AC/DC, David Bowie, Deep Purple, Nico, Cream, Jeff Beck, Fleetwood Mac, Jimi Hendrix, Black Sabbath, Van der Graaf Generator … wahrhaftig dem Who‘s Who der Rockmusik. Sein Online-Scharaffenland wurde grade (15.05.2020) öffentlich freigegeben (Adresse s.u.).
2004 erlag er nach jahrzehntelangem Dasein als Workaholic einem Herzinfarkt. Seinen Grabstein in Great Finborough ziert eine Zeile des Undertones-Klassikers „Teenage Kicks“: „Teenage Dreams – So Hard To Beat“. Ihm zu Ehren wurde anlässlich seines Todes eine Hymne der Buzzcocks neu aufgesetzt: „Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t’ve“: Die Interpreten: Roger Daltrey von The Who, Robert Plant von Led Zeppelin, David Gilmour, Jeff Beck plus Mitglieder der Band New Order, einer seiner Lieblingsbands.
Literaturempfehlung: John Peel „Memoiren des einflussreichsten DJs der Welt“ (Rogner & Bernhard)
Online-Archiv: www.udiscover-music.de/news/peel-sessions-online archiv
https://johnpeelarchive.com
Nirvana Peel Session 1991
David Bowie Peel Session 1972
Thin Lizzy Peel Session 1976
Pink Floyd Peel Session 1967
Gong Peel Session 1974
Queen Peel Session 1973
Roxy Music Peel Session 1972
Schlagwörter: John Peel
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