Elbow: Große Hymnen, Gänsehaut garantiert

 

Bevor’s hier losgeht: ich bin Hardcore Fan dieser Gruppe, insofern vorbelastet und tendenziös, aber der Verein ist es mir wert. Elbow entstammt der Musikszene Manchesters der 1990er Jahre, der Hochburg für schöne, handgemachte britische Popmusik. Hier werden nach wie vor chronische Kleinstadtfrustrationen in Proberäumen gesammelt und gekonnt musikalisch umgesetzt. Die Hörer können dann sehen, wie sie damit fertig werden. Tschja, die Musik: großartige, ungewöhnliche Kompositionen mit einem Hauch von Melancholie und viel Liebe zum Detail. Zurückhaltend und sanftmütig, aber auch bombastisch, enthusiastisch, pompös und einfach sensationell, kurz Hymnenhaftigkeit mit Gänsehauteffekt, und 10.000‘e singen aus voller Brust mit.

Die Stimme des Sängers Guy Garvey – ein Typ wie ein gemütlicher Teddybär – wird gerne mal mit Peter Gabriel  verglichen (einer gemütlichen Variante davon. zugegeben). Auch Chris Martin von Coldplay lässt sich von seinem Songwriting inspirieren und gilt als ergebener Fan. Entdeckt wurde die Band durch ihre ersten EP’s von BBC Radio 1 und die Musik war sofort ‚on heavy rotation‘. Für ihr erstes Album 2001 erhielten sie aus dem freien Stand je eine Nominierung beim Mercury Music Prize und bei den Brit Awards. Nach dem zweiten Album hatten sie schon 2002 ihren ersten Auftritt beim legendären Glastonbury Festival, dem englischen Woodstock (Zuschauerzahlen zum damaligen Zeitpunkt bereits kaum zu bewältigende 130.000). Inzwischen konnten sie sogar Radiohead in der Anwartschaft auf den Mercury Music Prize verdrängen. Ab jetzt traten sie auch – inzwischen nach eigenem Wortlaut „Darker and Heavier“ geworden – bei vielen internationalen Tourneen als Vorgruppe auf, z.B. für R.E.M., U2 oder Coldplay. Im Februar 2009 gewannen Elbow die BRIT Awards als „Best British Group“. Am 12. August 2012 spielten Elbow bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele in London. Ab da positionierten sich ihre weiteren Produktionen fast automatisch in den Spitzenplätzen der europäischen Hitparaden.

Das Sympathische ist: ich kenne kaum eine Band, die sich im Zuge einer solchen Karriere dennoch eine solche Natürlichkeit bewahrt hat und immer noch eine Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags pflegt. Als Beispiel nehme man einfach das Lied „The Birds“ (s.u.): Behutsam singt Garvey über einen alten Mann, der über das Ende einer Beziehung sinniert, fast schon monoton von seiner Band begleitet. Nach und nach setzen Keyboards und Streicher ein, bis nach sechs Minuten elektronisch-symphonischer Bombast den Hörer abheben lässt. Ein wahrer Höheflug.

PS    Sollte ein Song hier gleich 2x auftauchen, so ist das wegen der wunderschönen abweichenden Varianten voll beabsichtigt. Fan halt …. Tut mir ja auch Leid 😇😇😇.

„Magnificent (She Says)“

„Grounds For Divorce“

„Real Life (Angel)“

„Gentle Storm“

„One Day Like This“

„Fly Blue Boy / Lunette“

„The Birds“

„Lippy Kids“

„The Loneliness Of A Tower Crane Driver“

„Mirrorball“

„Open Arms“

„Switching Off“

„Mirrorball“ (w. Peter Gabriel)

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Posted by: Peter on

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